Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, erst recht nicht, wenn sie krank sind. Sie brauchen Zuwendung, Trost und liebevolle Pflege, um wieder gesund zu werden. Doch in unserer Gesellschaft gibt es eine steigende Tendenz, ältere Kinder und Jugendliche in Krankheitsfällen sich selbst zu überlassen. Das zeigt sich besonders in der Debatte um Kinderkrankentage und die Betreuung kranker Kinder in Bildungsinstitutionen.1
Kranke Kinder in Bildungsinstitutionen
Viele Eltern kennen die Situation: Am Morgen wirkt das Kind noch fit genug für Schule oder Kita, doch im Laufe des Tages steigt das Fieber, es klagt über Bauchschmerzen oder zeigt erste Anzeichen eines Infekts. Für Kitas und Schulen ist das ein Problem. Die Betreuung kranker Kinder ist in Kitas kaum leistbar. Erzieher: innen kümmern sich um viele Kinder gleichzeitig und können einem fiebernden oder erbrechenden Kind nicht die Aufmerksamkeit schenken, die es eigentlich braucht. Auch in Schulen gibt es selten Möglichkeiten für kranke Kinder, sich zurückzuziehen und auszuruhen. Sie gehören nach Hause, wo sie die bestmögliche Versorgung erhalten.
Keine Krankentage mehr für Kinder ab 12 Jahren?
Ein weiteres Problem ist die gesetzliche Regelung zu Kinderkrankentagen und dem dazugehörigen Kinderkrankengeld. In Deutschland haben Eltern Anspruch auf Kinderkrankentage, wenn ihr Kind jünger als zwölf Jahre ist. Doch ab dem zwölften Geburtstag wird erwartet, dass das Kind sich selbst versorgen kann, wenn es krank ist.
Alt genug, um alleine zu fiebern. Alt genug, um alleine zu erbrechen.
Aber ist das wirklich so? Wer jemals ein krankes Kind betreut hat, weiß, wie hilflos selbst ältere Kinder in solchen Situationen sein können. Sie brauchen nicht nur Medikamente und Tee, sondern auch die emotionale Sicherheit, dass jemand da ist, der ihnen beisteht. Besonders in der Nacht, wenn die Symptome oft schlimmer werden, wenn das Fieber steigt oder sich Übelkeit verschlimmert, sollte kein Kind alleine sein müssen.
Eltern im Dilemma: Betreuung vs. Beruf
Viele Eltern stehen daher vor einer schwierigen Entscheidung: Ihr Kind braucht sie, aber der Gesetzgeber gibt ihnen nicht die Möglichkeit, zu Hause zu bleiben, ohne finanzielle Einbußen oder Probleme mit dem Arbeitgeber befürchten zu müssen. Gerade Alleinerziehende geraten in solchen Fällen in eine Zwickmühle. Wer pflegt mein Kind, wenn ich arbeiten muss? Wer gibt ihm das Gefühl von Sicherheit, wenn ich nicht da sein kann?
Stell dir vor: Dein Kind ist 13, hat hohes Fieber und kann nicht alleine essen oder trinken. Wer hilft dann?
Die Realität ist:
Wenn meine Kinder richtig krank sind, dann brauchen sie mich die ganze Zeit.
Auch meine Dreizehnjährige.
In solchen Momenten habe ich oft gar keine Kraft mehr, etwas anderes zu tun als zu pflegen. Die Nächte sind unruhig, die Tage intensiv. Ein krankes Kind bedeutet nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Anstrengung für Eltern.
Es gibt viele Gründe, warum Kinder besser zu Hause gesund werden sollten:
Ruhe und Geborgenheit fördern die Genesung.
Eltern können die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes am besten erkennen und darauf eingehen.
Das Risiko, andere Kinder und Betreuungspersonen anzustecken, wird minimiert.
Die Gefahr von Komplikationen oder Verschlimmerung der Symptome wird reduziert.
Auch wenn Schulen und Kitas ihr Bestes tun, um Kinder im Krankheitsfall zu unterstützen, können sie die elterliche Fürsorge nicht ersetzen. Eine Erzieherin oder ein Lehrer hat weder die Zeit noch die Möglichkeit, sich in vollem Umfang um ein krankes Kind zu kümmern.
Symptome treten oft erst in der Kita oder Schule auf:
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass ein Kind mit aufkommenden Krankheitssymptomen in der Kita oder Schule landet. In diesen Fällen gibt es klare rechtliche Regelungen und Verhaltensweisen: Eltern werden informiert und müssen ihr Kind so schnell wie möglich abholen. Doch was, wenn das nicht sofort geht? Manche Arbeitgeber zeigen wenig Verständnis für plötzliche Abholungen, was Eltern zusätzlich unter Druck setzt.
Ein Plädoyer für mehr Flexibilität und Unterstützung
Die aktuelle Regelung zu Kinderkrankentagen setzt voraus, dass Kinder ab zwölf Jahren eigenständig mit Krankheit umgehen können. Doch die Realität zeigt, dass dies oft nicht der Fall ist.
Kinderkrankheit ist keine Nebensache.
Wenn Kinder krank sind, brauchen sie ihre Eltern, egal, ob sie drei, sieben oder zwölf Jahre alt sind. Niemand sollte gezwungen sein, zwischen der Gesundheit seines Kindes und der eigenen Existenzsicherung entscheiden zu müssen.
EchtUnperfekt 🙂
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