Eine vielschichtige Perspektive
Mobbing und Gewalt in Schulen sind Themen, die uns alle betreffen, egal, ob wir selbst betroffen sind, als Eltern, Lehrer oder Schulleitung damit konfrontiert werden oder sogar selbst einmal Täter waren. Es ist ein vielschichtiges Problem, das nicht nur das Opfer, sondern die gesamte Schulgemeinschaft betrifft. Laut einer Studie der WHO (World Health Organization)wird, jeder sechste Schüler mindestens einmal im Monat gemobbt. Das bedeutet, in jeder Klasse sitzen wahrscheinlich ein oder zwei Kinder, die regelmäßig unter Mobbing leiden. 1
Eine andere Studie der Universität Lüneburg zeigt, dass in 85 % der Mobbingfälle, andere Schüler anwesend sind, aber nur in 10–20 % der Fälle eingreifen.2
Doch Mobbing ist mehr als nur ein paar gemeine Worte oder ein Streit auf dem Schulhof. Es hinterlässt tiefe Spuren, bei den Opfern, aber auch bei den Tätern und allen, die zuschauen.
Barbara Coloroso, eine Expertin für Mobbingprävention, sagte:
„Mobbing ist kein Konflikt, den man lösen kann, es ist ein Missbrauch von Macht.“
In meinem Blogbeitrag möchte ich verschiedene Perspektiven beleuchte, die des Opfers, des Mobbers, der Lehrer, der Schulleitung und der Eltern. Dabei stelle ich mir und an euch immer wieder Fragen, um zum Nachdenken anzuregen. Nur, wenn wir alle hinschauen, zuhören und handeln, können wir Mobbing stoppen.
Die Sicht des Opfers:
Stell dir vor, du gehst morgens zur Schule und weißt schon, dass der Tag wieder schwer wird. Du wirst ausgelacht, ignoriert oder sogar körperlich bedroht. Jeder Schritt fühlt sich an, als würdest du durch einen Sturm gehen. Opfer von Mobbing fühlen sich oft allein, hilflos und unsichtbar. Sie fragen sich: „Warum ich? Was habe ich falsch gemacht?“
Doch die Wahrheit ist: Mobbing hat nie etwas mit dem Opfer zu tun, sondern immer mit dem Mobber und dem Umfeld. Das Opfer braucht Unterstützung, aber oft traut es sich nicht, darüber zu sprechen, aus Angst oder Scham.
Frage an euch: Hast du schon einmal erlebt, wie jemand gemobbt wurde? Wie hast du reagiert?
Die Sicht des Mobbers:
Auf den ersten Blick scheint der Mobber stark und mächtig zu sein. Doch oft steckt hinter seinem Verhalten Unsicherheit, Frust oder eigene Erfahrungen mit Gewalt. Der Mobber sucht Anerkennung oder versucht, seine eigenen Probleme zu überspielen, indem er andere klein macht.
Auch der Mobber braucht Hilfe. Sein Verhalten ist nicht in Ordnung, aber oft ein Hilferuf. Vielleicht fühlt er sich zu Hause nicht gesehen oder hat selbst Gewalt erlebt.
Frage an euch: Glaubst du, dass Mobber sich ihrer Taten bewusst sind? Oder handeln sie einfach, ohne nachzudenken?
Die Sicht der Lehrer:
Lehrer sind oft die ersten, die Mobbing bemerken – oder eben nicht. Sie stehen unter Druck, den Unterrichtsstoff durchzubringen und gleichzeitig ein gutes Klassenklima zu schaffen. Doch Mobbing passiert oft im Verborgenen: in den Pausen, auf dem Schulweg oder in Chatgruppen.
Manche Lehrer fühlen sich überfordert oder wissen nicht, wie sie eingreifen sollen. Andere reagieren schnell und suchen das Gespräch mit allen Beteiligten. Doch eines ist klar: Lehrer brauchen Unterstützung, um Mobbing zu erkennen und dagegen vorzugehen.
Frage an euch: Was würdest du dir von deinen Lehrern wünschen, wenn du gemobbt würdest?
Die Sicht der Schulleitung:
Die Schulleitung trägt eine große Verantwortung. Sie muss nicht nur dafür sorgen, dass die Schule gut läuft, sondern auch, dass alle Schüler sicher sind. Doch Mobbing ist oft schwer zu erkennen und noch schwerer zu stoppen.
Eine gute Schulleitung schafft klare Regeln gegen Mobbing und sorgt dafür, dass alle Lehrer, Schüler und Eltern – zusammenarbeiten. Sie muss mutig sein und auch unpopuläre Entscheidungen treffen, um das Problem zu lösen.
Frage an euch: Was könnte eine Schulleitung tun, um Mobbing zu verhindern?
Die Sicht der Eltern:
Als Eltern möchte man sein Kind beschützen. Doch was, wenn man erfährt, dass das eigene Kind gemobbt wird? Oder, noch schwerer zu akzeptieren: dass es selbst andere mobbt? In beiden Fällen stehen Eltern oft unter Schock. Die erste Reaktion ist Wut, Hilflosigkeit oder sogar Scham.
Wenn das eigene Kind Opfer von Mobbing ist:
Eltern merken oft erst spät, dass ihr Kind gemobbt wird. Es zieht sich zurück, ist traurig, klagt über Bauch- oder Kopfschmerzen oder möchte plötzlich nicht mehr zur Schule gehen. Manche Kinder erzählen nichts, weil sie Angst haben, dass es dann noch schlimmer wird.
Was können Eltern tun?
Zuhören und ernst nehmen: Wenn ein Kind von Mobbing erzählt, sollte es nicht abgetan werden. Ein Kind, das sich anvertraut, braucht Unterstützung.
Ruhe bewahren: Es ist verständlich, wütend zu sein – auf die Täter, auf die Schule, vielleicht sogar auf sich selbst. Doch bevor man überstürzt handelt, ist es wichtig, mit dem Kind gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Gespräch mit der Schule suchen: Die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer ist der erste Ansprechpartner. Wenn nötig, kann man auch die Schulleitung einbeziehen.
Dem Kind Sicherheit geben: Mobbing kann das Selbstwertgefühl zerstören. Eltern können helfen, indem sie ihr Kind stärken und ihm zeigen, dass es wertvoll und nicht allein ist.
Wenn das eigene Kind der Mobber ist:
Das zu erfahren, ist für Eltern oft ein Schock. Niemand möchte sich vorstellen, dass das eigene Kind anderen weh tut. Doch auch hier ist es wichtig, nicht in Wut oder Scham zu verfallen, sondern nach den Ursachen zu suchen.
Eventuelle Gründe warum ein Kind mobbt? Fühlt es sich selbst unsicher und versucht, das mit Machtspielen zu überspielen? Hat es selbst schlechte Erfahrungen gemacht und gibt diese weiter? Will es in einer bestimmten Gruppe Anerkennung finden?
Was können Eltern tun?
Es ist wichtig, dem Kind zu sagen, dass sein Verhalten nicht akzeptabel ist. Dabei sollte man ruhig bleiben, aber deutlich machen, dass Mobbing nicht toleriert wird.
Kinder mobben oft aus Unsicherheit oder Frust. Ein ehrliches Gespräch kann helfen, die wahren Gründe herauszufinden.
Manchmal braucht ein Kind Hilfe, um bessere Wege zu finden, mit Konflikten oder eigenen Problemen umzugehen. Gespräche mit Lehrern oder sogar eine professionelle Beratung können helfen und notwendig sein.
Egal, ob das eigene Kind Opfer oder Täter ist:
Eltern spielen eine entscheidende Rolle. Sie können helfen, das Schweigen zu brechen, Brücken zu bauen und die Schule in die Verantwortung zu nehmen.
Ein offenes Familienklima, in dem Kinder über ihre Sorgen sprechen können, ist der beste Schutz. Eltern sollten mit ihren Kindern immer wieder über Respekt, Empathie und den richtigen Umgang mit Konflikten reden und auch selbst ein Vorbild sein.
Frage an euch: Wie würdest du reagieren, wenn dein Kind gemobbt wird? Oder wenn es selbst der Mobber ist?
Gemeinsam gegen Mobbing:
Wichtig zu vermitteln ist, dass Mobbing kein Problem ist, das man allein lösen kann. Es braucht die ganze Gemeinschaft: Schüler, Lehrer, Eltern, die Schulleitung und professionelle Hilfe. Jeder hat eine Rolle zu spielen.
Wir müssen hinschauen, zuhören und handeln. Wir müssen den Opfern helfen, den Mobbern Grenzen setzen und ihnen zeigen, dass es andere Wege gibt. Und wir müssen uns immer wieder fragen: Was können wir tun, um unsere Schule zu einem sicheren Hafen für alle zu machen?
Endfrage: Was ist dein Beitrag, um Mobbing zu stoppen?
EchtUnperfekt 🙂
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