Warum sie noch nicht inklusiv sind und was sich ändern muss.

Inklusion bedeutet, dass alle Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen die gleichen Chancen auf Teilhabe haben. Doch genau daran scheitert es in vielen Bereichen unserer Gesellschaft noch immer. Ein besonders sensibles Thema ist die Arbeit von Menschen mit Beeinträchtigung in sogenannten Werkstätten. Diese Einrichtungen wurden geschaffen, um Menschen mit Unterstützungsbedarf eine Beschäftigung zu ermöglichen.

Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifiziert hat, verpflichtet dazu, Menschen mit Beeinträchtigungen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen, auch in der Arbeitswelt. Doch in der Realität ist diese Gleichstellung noch nicht erreicht. Das deutsche Recht verpflichtet Unternehmen eigentlich dazu, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Doch sie zahlen lieber die Ausgleichsabgabe, weil es für sie unkomplizierter ist, als inklusive Strukturen zu schaffen. Das bedeutet, dass sie sich von ihrer Einstellungspflicht „freikaufen“ können.

Werkstätten sind oft eher ein separates System als ein inklusives Arbeitsmodell. Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten dort meist unter anderen Bedingungen als auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, mit niedrigen Löhnen, eingeschränkten Aufstiegsmöglichkeiten und ohne volle Arbeitnehmerrechte. Doch was bedeutet das für die Betroffenen?

Werkstätten: Ein geschützter Raum, aber keine gleichberechtigte Teilhabe

Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen entstanden ursprünglich aus einem guten Gedanken: Sie sollten einen geschützten Raum bieten, in dem Menschen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keinen Job finden, eine sinnvolle Tätigkeit ausüben können. Doch in der Praxis sieht es so aus:

• Die Beschäftigten erhalten oft nur ein geringes Entgelt, überwiegend weit unter dem Mindestlohn.

• Sie sind keine regulären Arbeitnehmer, sondern gelten als „Teilnehmer an einer Maßnahme“. Dadurch haben sie weniger Rechte als andere Arbeitnehmer.

• Nur wenige schaffen den Sprung von der Werkstatt in den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Diese Strukturen zeigen, dass Werkstätten zwar Arbeit bieten, aber selten echte berufliche Teilhabe ermöglichen. Vielmehr bilden sie oft eine Parallelwelt, in der Menschen mit Beeinträchtigungen unter sich bleiben.

Warum ist das nicht inklusiv?

Echte Inklusion bedeutet, dass alle Menschen selbstverständlich und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, auch in der Arbeitswelt. Wer arbeitet, sollte auch entsprechend entlohnt werden. Menschen mit Beeinträchtigungen haben das gleiche Recht auf einen angemessenen Lohn und soziale Absicherung. Inklusion bedeutet nicht, Menschen in separaten Werkstätten unterzubringen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, in Betrieben der freien Wirtschaft zu arbeiten, mit individueller Unterstützung, wenn nötig. Menschen mit Beeinträchtigungen sollten selbst entscheiden können, ob sie in einer Werkstatt oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten möchten.

Was muss sich ändern?

Damit echte Inklusion in der Arbeitswelt gelingt, braucht es Reformen. Dazu gehört unter anderen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen außerhalb der Werkstätten arbeiten möchten. Hier braucht es mehr Unterstützungsangebote, zum Beispiel durch Job-Coaches oder inklusive Ausbildungsplätze.

Wer arbeitet, sollte mindestens den gesetzlichen Mindestlohn erhalten, auch in Werkstätten. Es ist nicht gerecht, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen für ihre Arbeit nur ein Taschengeld bekommen. Arbeitgeber müssen besser darauf vorbereitet werden, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Oft fehlt es nicht an Möglichkeiten, sondern am Wissen über Unterstützungsangebote und Finanzierung.

Menschen, die in Werkstätten arbeiten, sollten die gleichen Arbeitnehmerrechte haben wie alle anderen. Dazu gehören auch Renten und Sozialversicherungsansprüche.

Was bedeutet das für die Betroffenen?

Für Menschen mit Beeinträchtigungen kann ein inklusiver Arbeitsmarkt mehr Selbstbestimmung und Anerkennung bedeuten. Arbeiten zu können heißt, Teil der Gesellschaft zu sein, sich einzubringen und Wertschätzung zu erfahren. Viele möchten ihr eigenes Geld verdienen, Verantwortung übernehmen und neue Fähigkeiten erlernen, genau wie alle anderen auch.

Die heutige Werkstatt-Struktur nimmt ihnen oft diese Möglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, dass sich etwas ändert. Jeder Mensch sollte das Recht haben, seinen Platz in der Arbeitswelt zu finden, nicht getrennt, sondern gemeinsam mit anderen.

Inklusion ist eine Aufgabe für uns alle

Inklusion geschieht nicht von allein. Es braucht politische Veränderungen, engagierte Unternehmen und eine Gesellschaft, die Vielfalt als Bereicherung sieht. Werkstätten können eine Übergangslösung sein, aber sie sollten kein Endpunkt bleiben. Jeder Mensch hat das Recht auf eine faire Chance. Es liegt an uns allen, diese Chancen zu ermöglichen.

ECHTUNPERFEKT 🙂


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