Mir ist bewusst, wie stark Armut das Leben von Kindern prägt. Schule, Kita sollten daher nicht nur Orte des Lernens sein, sondern auch ein sicherer Hafen, der Kindern Perspektiven bietet.

Kinder aus armen Familien tragen oft eine große Verantwortung und fühlen sich dafür verantwortlich, ihre Familie nicht zusätzlich zu belasten. Sie äußern ihre Bedürfnisse nicht, schmieden keine Pläne für die Zukunft und denken kaum darüber nach, was sie selbst einmal erreichen möchten. Diese Sachen haben sie Zuhause so gelernt, Enttäuschungen zu vermeiden und ihre eigenen Wünsche zurückzustellen. Dies führt dazu, dass sie ein niedriges Selbstwertgefühl entwickeln und sich oft unsichtbar machen, um niemanden zu belasten.  

Wie Armut die Bildungskarriere beeinflusst

Familien, die von Armut betroffen sind, ziehen sich häufig sozial zurück und haben wenig Kontakte zu ihrem Umfeld. Diese Isolation wirkt sich stark auf die Kinder aus. Es entsteht nicht nur materielle Armut, sondern auch soziale, gesundheitliche und kulturelle Armut. Kinder aus armen Familien haben oft weniger Zugang zu Freizeitaktivitäten, kulturellen Angeboten oder gesunder Ernährung. Diese Benachteiligung kann sich langfristig auf ihre Bildungskarriere auswirken und ihre Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben verringern.  

Schule als sicherer Ort

Hier kommt den Schulen eine zentrale Rolle zu. Eine gute Beziehung zu den Kindern ist entscheidend, um ihre Situation zu verstehen und sie gezielt zu unterstützen. Positive Kontakte zwischen Lehrkräften und Schüler:innen wirken sich nachweislich positiv aus und können dazu beitragen, Probleme zu entdecken und zu reduzieren. Schulen dürfen die Beziehungspflege daher nicht dem Zufall überlassen. 

Ein lernförderliches Klima, das von gegenseitigem Respekt und einer angstfreien Atmosphäre geprägt ist, kann Kindern aus schwierigen Verhältnissen Halt und Orientierung bieten.  Doch leider sind viele Schulen nicht ausreichend ausgestattet, um diese wichtige Aufgabe zu erfüllen. Materielle, personelle und finanzielle Förderung sind essenziell, um Schulen in die Lage zu versetzen, Kinder aus armen Familien angemessen zu unterstützen. 

Schulen benötigen multiprofessionelle Teams, bestehend aus Lehrkräften, Erzieher:innen, Sozialpädagogen:innen, Psycholog:innen und Therapeut:innen. Zudem sind die Ausstattung mit digitalen Medien und regelmäßige Weiterbildungen für das Personal unerlässlich, um den Anforderungen gerecht zu werden.  

Fehlende Mittel und ihre Folgen

In der Praxis zeigt sich jedoch oft, dass Schulen schlecht mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zurechtkommen. Ein Beispiel hierfür sind Klassenfahrten: Lehrkräfte müssen häufig Fahrt und Unterkunft selbst zahlen, obwohl sie während der Reise als Aufsichtspersonen und Reiseleiter:innen für 25 bis 28 Schüler:innen verantwortlich sind. Ein weiteres Beispiel ist die Situation in unserer Ganztagsschule, bei der die Schulleitung sich aufgrund finanzieller Engpässe zwischen der Einstellung einer Sozialarbeiter:in und der Förderung von Arbeitsgemeinschaften (AGs) für die Kinder entscheiden musste. Diese Entscheidungen führen bei mir zur Sprachlosigkeit und zu großer Enttäuschung bei Eltern und Lehrkräften und am Ende leiden immer die Kinder darunter.  

Gemeinsam gegen Kinderarmut und für eine bessere Bildung.

Armut hat weitreichende Auswirkungen auf Kinder und ihre Entwicklung. Schulen spielen eine zentrale Rolle, um betroffene Kinder zu unterstützen und ihnen Chancengerechtigkeit zu ermöglichen. Doch dafür braucht es mehr Investitionen in Bildung, Personal und Infrastruktur. Nur durch gezielte Förderung und ein unterstützendes Umfeld können Kinder aus armen Familien und auch alle anderen ihre Potenziale entfalten und eine Perspektive für die Zukunft entwickeln. 

Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass kein Kind zurückgelassen wird.

EchtUnperfekt


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert