Ein aktuelles Thema in meiner „Bubble“, das mich persönlich schon lange interessiert und vielleicht auch viele von euch.

Schulnoten sind seit jeher ein fester Bestandteil unseres Bildungssystems.
Sie sollen Leistung messen, Anreize schaffen und eine vermeintlich objektive Grundlage für die Bewertung von Schüler:innen bieten.
Doch immer mehr Stimmen aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft hinterfragen die Sinnhaftigkeit von Noten.
Sind sie wirklich gerecht? Fördern sie das Lernen, oder stehen sie ihm sogar im Weg?

Die Diskussion um Schulnoten ist umstritten.
Während Befürworter:innen der Meinung sind, dass Noten klare Anreize setzen und Leistung belohnen, zeigen Studien und Erfahrungen, dass Noten oft weder objektiv noch fair sind.
Unterschiedliche Anforderungen von Lehrer:innen und Schulformen machen eine echte Vergleichbarkeit unmöglich. Gleichzeitig wird der Fokus zu sehr auf das Endergebnis gelegt, und der Lernprozess selbst, der doch eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, gerät dabei oft in den Hintergrund.

Doch was wäre, wenn es anders ginge? Wenn wir Bewertungssysteme hätten, die nicht nur gerechter, sondern auch lernförderlicher wären?

Noten-Befürworter sehen in Zensuren ein gerechtes und transparentes Instrument zur Leistungsbewertung. Die Idee dahinter ist simpel: „Wer sich anstrengt und viel leistet, wird mit guten Noten belohnt, während geringere Anstrengung zu schlechteren Noten führt.“ Dieses Prinzip soll Schüler:innen motivieren, ihr Bestes zu geben und sich kontinuierlich zu verbessern. Sie dienen als Orientierungshilfe für Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte und sind oft ein zentrales Kriterium für schulische und berufliche Laufbahnen. Für viele sind Noten daher ein unverzichtbarer Bestandteil des Bildungssystems, der Fairness und Vergleichbarkeit schafft.

Trotz dieser Argumente gibt es zahlreiche Kritikpunkte am traditionellen Notensystem. Viele dieser Kritiken zeigen, dass Noten oft nicht so gerecht und objektiv sind, wie sie scheinen.
Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass Schulnoten nicht nur die Leistung der Schüler:innen widerspiegeln, sondern auch stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden.

Studien zeigen immer wieder auf, dass die soziale Herkunft einen erheblichen Einfluss auf schulische Leistungen hat. Kinder aus bildungsnahen Familien haben oft bessere Chancen auf gute Noten, da sie zu Hause mehr Unterstützung erhalten, Zugang zu Ressourcen wie Nachhilfe haben und in einem Umfeld aufwachsen, das Bildung fördert. Im Gegensatz dazu haben Kinder aus sozial benachteiligten Familien oft schlechtere Startbedingungen, die sich in ihren Noten niederschlagen, unabhängig von ihrer tatsächlichen Begabung oder Anstrengung.

Schüler:innen durchlaufen während ihrer Schulzeit Phasen großer körperlicher und emotionaler Veränderungen. Hormonelle Schwankungen, Pubertät, Stress oder psychische Belastungen können sich erheblich auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Eine schlechte Note kann daher oft weniger auf mangelnde Anstrengung hindeuten, sondern vielmehr auf temporäre Herausforderungen, die außerhalb der Kontrolle der Schüler:innen liegen.

Diese Faktoren zeigen, dass Noten nicht immer ein gerechtes Abbild der Leistung sind. Stattdessen können sie soziale Ungleichheiten verstärken und individuelle Umstände ignorieren, die für den Lernerfolg entscheidend sind.

Aktuell in meiner „Bubble“ bin ich viel mit der Pubertät konfrontiert.


Auch der Wechsel von der Grund- in die Oberschule ist ein großer Faktor.
Neue Peergroup, neue Interessen und Selbstständigkeit wirken sich darauf aus.

Viele Lehrkräfte haben ihre eigenen Bewertungskriterien und Erwartungen. Was in einer Klasse als gute Leistung gilt, kann in einer anderen bereits als durchschnittlich bewertet werden. Hinzu kommen Unterschiede zwischen Schulformen, Bundesländern oder sogar Ländern. Diese Abweichungen machen es schwer, Noten objektiv zu vergleichen.

Ein zentrales Problem des Notensystems ist der Fokus auf das Endergebnis, die Note, anstatt auf den Lernprozess selbst.
Noten erfassen nur den aktuellen Leistungsstand, nicht aber den Weg dorthin. Schüler:innen, die sich stark verbessert haben, aber noch nicht den „Durchschnitt“ erreichen, werden oft nicht angemessen gewürdigt.
Ich betone immer gerne, wenn mir jemand sagt: „Ich kann das nicht!“
„Du kannst das noch nicht!“

Lernen ist ein dynamischer Prozess, der Fehler, Rückschläge und Wachstum beinhaltet. Ein System, das nur das Endergebnis bewertet, ignoriert diese wichtigen Aspekte und kann dazu führen, dass Schüler:innen den Spaß am Lernen verlieren. Eine schlechte Note kann dazu führen, dass Schüler:innen das Interesse am Fach verlieren oder sich selbst als „nicht gut genug“ abstempeln. Statt zu motivieren, können Noten also genau das Gegenteil bewirken.
Hinter jeder Note steckt oft viel mehr Anstrengung, als sie sichtbar macht.
Schüler:innen, die trotz schwieriger Umstände große Fortschritte machen, erhalten oft keine Anerkennung, wenn ihre Leistung nicht den „Durchschnitt“ erreicht.
Angesichts dieser Kritikpunkte gibt es immer mehr Bestrebungen, alternative Bewertungsmethoden zu entwickeln, die gerechter und lernförderlicher sind.

Betriebe achten mehr auf Kompetenzen und Fähigkeiten als auf Noten.
In der Arbeitswelt werden zunehmend praktische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen wie Teamarbeit, Problemlösung und Kreativität geschätzt.
Dies könnte man durch Projektarbeit, Portfolios oder praktische Prüfungen, die reale Anwendung von Wissen und Fähigkeiten bewerten. Viele Lehrkräfte setzen sich bereits für individuellere Bewertungsformen ein.
Beispielsweise für individuelle Zeugnisse als Möglichkeit, die Einzigartigkeit der Schüler:innen zu würdigen.

Und es gibt auch noch viele andere tolle Ideen und Möglichkeiten.
Alternative Benotungsmöglichkeiten bieten die Chance, das Lernen individueller, gerechter und motivierender zu gestalten. Sie können dazu beitragen, den Druck zu verringern und den Fokus auf den Lernprozess und die persönliche Entwicklung zu legen. Allerdings erfordern viele dieser Methoden mehr Zeit und Engagement von Lehrkräften und Schüler:innen. Vielleicht wäre eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen der Schlüssel zu einem ausgewogenen Bewertungssystem.

Letztlich geht es darum, ein System zu schaffen, das nicht nur Leistung misst, sondern auch die Freude am Lernen erhält und die Einzigartigkeit jeder:s Schüler:in würdigt.

Meinen Kids vermittle ich schon immer:
„Noten sind wirklich nur ein kleines Puzzleteilchen im großen Bild eures Lebens.
Sie können nicht zeigen, wie einzigartig, kreativ und toll ihr seid, das alles steckt schon in euch!“  🙂

Habt ihr bereits Erfahrungen mit Bewertungsmethoden gemacht, die nicht auf klassischen Noten basieren? Vielleicht in der Schule eurer Kinder, in eurem Studium oder in der Berufswelt? Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Leistungsbewertung? Sollten Noten komplett abgeschafft werden, oder wäre eine Kombination aus Noten und alternativen Methoden der richtige Weg?

EchtUnperfekt 🙂


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